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Money makes the world go round +++
"Das Märchen von der sicheren Geldanlage"
(copyright Martin Februar 1999)
(Deutsche)
Kapitalanleger erwarten von einer subjektiv
guten Geldanlage:
* gute Bonität (= "hohe Sicherheit")
* gute Rendite (= "hohe Zinsen")
* schnelle Verfügbarkeit (= "hohe Liquidität")
Die Ideen der Finanzvermittler zur Verwirklichung all´ dieser
Wünsche sind nahezu unerschöpflich, vor allem, was neue
Produktbezeichnungen für uralte Zöpfe angeht. Je komplizierter
es sich anhört, um so interessanter (sicherer, rentabler und
liquider) wird die Sache offensichtlich - "unverständlich =
gut" ?!
Noch immer ist es so, daß auf die Frage: Was verstehen Sie
unter einer sicheren Geldanlage? ein sehr ausgewogenes und
solides Spektrum genannt wird. Oberste Plätze nimmt das gute,
alte Sparbuch ein. Nahezu gleichrangig werden Sparbriefe,
Bundesschatzbriefe, Festgeld und Geldmarktfonds genannt. Sicher
ist halt sicher, verfügbar sind die Gelder recht kurzfristig und
Zinsen, wenn auch moderat, gibt es auch - also, was will man
mehr. Inzwischen hat sich auch der Gedanke der Diversifikation
bzw. Streuung der Gelder aus Risikoaspekten etabliert und so
macht man am besten von allen vorgenannten Anlagen ein bißchen
was. Am Stammtisch wird nun stolz berichtet, man "habe
diversifiziert investiert und somit ein Performance-Risiko-Profil
ausgearbeitet das signifikant outperformed, da die Assets ggü.
den Bench-Marks bei Zins und Rendite over the market liegen und
die Charts gerade eine Basis am unteren Wiederstand gefunden
haben, was ein Hedging überflüssig macht, man ganz im Gegenteil
bei dieser Volatilität einen Bund-Future fahren könnte,
aufgrund der Prämien aber verzichtet und lieber einen Put short
gehen könne - aus Vereinfachungsgründen aber lieber die
vorgenannten Anlagen, möglichst bei einer ausländischen
Direktbank, via Internet mit PIN und TAN auf EURO abgeschlossen
habe."
Tolle Sache!
Bereits die zweite Frage, die ich zu stellen pflege schockiert
viele Investoren. Was verstehen Sie unter sicher?
bzw. Wovor haben Sie denn finanzielle Angst?. Aus
vielen hundert Gesprächen kristallisiert sich auch hier ein
klarer Trend heraus:
* Sicher ist alles, wo eine deutsche Bank
bzw. der Bund mit einem festen Zinssatz für eine bestimmte Zeit
dahinter steht und man heute DM/EURO 100,- einzahlt, die
vorgegebene Zeit abwartet und dann DM/EURO 110,- inkl. Zinsen
dafür wiederbekommt.
* Angst haben die Deutschen derzeitig noch
immer vor dem EURO, Steuererhöhungen, Rentenkürzungen und einer
steigenden Inflation.
Die entscheidende Frage ist nun: Schützen die o.g.
sicheren Anlagen vor den begründeten Ängsten der
Anleger? bzw. Welchen Schutz bietet z.B. ein Sparbuch
1.) ...im Falle einer schwachen
DM/EURO oder normaler Devisenschwankungen z.B. gegenüber dem
US-Dollar, 2.) ...vor möglichen Steuerveränderungen
(z.B. Senkung Freistellungsbetrag), 3.) ...im Falle eines
Kaufkraftverlustes der DM/EURO durch Inflation?
Die ehrliche Antwort müßte lauten: KEINEN! Alle
o.g. sicheren Anlagen unterscheiden sich nämlich im
besten Falle in der Verfügbarkeit und in der erzielbaren
Rendite, sie unterliegen aber alle gleichermaßen den
beschriebenen Risikoaspekten.
Schlußfolgerung: Anleger,die ausschließlich in auf
DM/EURO lautende festverzinsliche Anlagen investiert sind,
unterliegen mit 100% ihres Kapitals den gleichen Risiken. Beim
Poker nennt man Leute, die alles auf eine Karte setzen
Zocker. Warum machen die Deutschen das? Zumal sie
doch so auf "Sicherheit" bedacht sind und es ja besser
wissen! Die Frage: Kennen Sie einen reichen Menschen?
kann wohl jeder subjektiv bejahen. Die Frage: Was macht der
denn mit seinem Geld? oder Woher hat er das
Geld? wird zwar meist mutmaßend beantwortet, doch das
Ergebnis ist klar: Na, der macht in Immobilien und
spekuliert an der Börse, außerdem hat er wohl auch Geld im
Ausland angelegt.. Ist doch schön, daß alle das ahnen.
Fast schon wie Hohn wird meine abschließende Frage aufgefaßt:
Könnte es nicht sein, daß er durch ein Sparbuch reich
geworden ist? - NEIN, bei den (Netto-)Zinsen!
Fazit:
Alle
sind sich einig: Die Anlage muß sicher und rentabel sein, denn
man will ja im Alter davon gut leben können - am liebsten wäre
man reich (man weiß auch, wie es andere schaffen) und tut doch
alles um dies bei sich selber zu verhindern!
Wie man es besser macht? - Sie wissen es - oder ?!
p.s.: Eine anleger- und objektgerechte Beratung im Sinne des Wertpapierhandelsgesetzes ist nur im ausführlichen Gespräch unter Einholung diverser, personenspezifischer Informationen durchführbar. Daher stellt die vorgenannte Vermögensverteilung nur eine allgemeine, häufig gewählte nicht aber für den Einzelfall zwingend gültige Möglichkeit dar. Ich bitte daher um Verständnis, daß die hier im Wege der Verbildlichung gewählten Beispiele auf aktuellem Kenntnisstand nur einen unverbindlichen Charakter haben können.
Stand: Februar 1999
"Die
Phönizier haben das Geld erfunden, aber warum so wenig."
(Johann
Nestroy)